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Sonntag, 19. Januar 2014

Crixus Rex

Von virtuellekatzenhaus1, 20:51

Miau, Katzenfreunde!

Habt Ihr’s gehört, oder soll ich’s euch sagen? Ich bin längst zu Haus, dies sei nun verraten .

Minas Herz hatte ich ja schon vor vielen Wochen geklaut, aber sie zögerte, mich offiziell aufzunehmen, weil ich den Tanten durch mein jugendliches Temperament manchmal auf die Nerven gehe. Jetzt, da ich endlich fast ganz gesund bin, habe ich auch eine entsprechende Power.

         

Inzwischen haben wir die „Probezeit“ ohne grössere Verluste überstanden, und obwohl sich die Tanten Corva und Agrippina nicht gerade vor Freude überschlagen, wenn ich sie übermütig bestürme, kenne ich doch die Grundregeln vom Anstand und lasse sie in Ruhe, wenn ich angeknurrt werde. Das macht mir nichts aus, es gibt vieles, womit man sich in La Rocca die Zeit vertreiben kann. Fröhlich hüpfe ich von dannen und mache halt was Anderes. Im Gegensatz zu früher habe ich schon gut gelernt, mich selbst zu beschäftigen. Z.B. ist da ein tolles Federspielzeug, das ich gern anspringe, aufwerfe und zerpflücke. Auch ein dickes Seil und Mäuschen beginnen mich zu interessieren. Manchmal renne ich auch einfach so herum oder untersuche versteckte Winkel .

In den letzten Tagen hat Tante Corva die erhofften Anstalten gezeigt, mich zum Spielen aufzufordern. Nach wenigen Minuten wurde es ihr jeweils zu harsch, und sie brach das Spiel wieder ab, aber ich bin ganz sicher, dass unser gemeinsamer Zeitvertrieb ausbaufähig ist, sobald ich ihre Spielregeln verstanden habe.
Kaum ist Mina zu Hause, belagere ich sie maunzend mit meiner geliebten Angel mit den Lederbändeln, die für mich immer noch mit Abstand das liebste Spielzeug ist! Weil mich Bälle überhaupt nicht reizen – egal, in welcher Form, Farbe und Beschaffenheit – und ich trotzdem etwas Energie durch Herumrennen freisetzen sollte, wirft Mina meine Angel oft quer durch die Wohnung, und ich apportiere sie umgehend. Das macht tierisch Spass. Wir müssen nur aufpassen, dass keine Tante in der Flugbahn sitzt .

         

Mittlerweile haben wir ein paar Rituale geschaffen, die ich nicht mehr missen möchte. Zum Beispiel findet neben den allabendlichen Spielstunden auch immer eine Sequenz Clickertraining statt. Damit können wir nicht angeben, es ist alles noch ziemlich improvisiert und chaotisch. Den Clicker, das eigentlich essentielle Ding, können wir gar nicht einsetzen, weil Tante Agrippina Schiss vor dem Geräusch hat und verschwindet, bevor Mina die Möglichkeit hat, es mit einem Leckerli zu verbinden. Der Target-Stick ist im Moment noch ein Essstäbchen. Ich packe es jeweils mit beiden Pfoten, und die Leckerlis interessieren mich gar nicht. Agrippina trifft es nur zufällig mit dem Näschen, wenn Ihr mich fragt, sie freut sich aber ungemein über die Belohnung. Und Corva-Kugelblitz? Nun, die alte Streberin tut ja einfach alles für Trockenfutter, und daher ist sie im Moment trotz grossem Durcheinander das vielversprechende Talent unter uns. Auch wenn Clicker-Profis in uns eher eine Clown-Nummer sähen, macht es uns allen Spass. Das erklärte Ziel des ganzen Hampelns ist nicht etwa der Sprung durch den berühmten Feuerreifen, sondern nur das positive Feeling, das sich festigt, wenn wir alle dicht beieinander sind, ganz ohne Zicken und Sticheln.

Jede Nacht schlafen Corva und ich bei Mina auf dem Bett. Am besten schräg versetzt, sodass Mina wie ein Fragezeichen liegen muss und morgens erst mal ihre Knochen zu sortieren hat. Bevor sie dann aufsteht, wird noch geschmust und etwas gespielt. Ich liebe es, das imaginäre Mäuschen unter der Bettdecke zu jagen !

         

Am dritten Januar – man nennt ihn auch 3-Königs-Tag – wurden wir in einen dieser merkwürdigen Menschenbräuche miteinbezogen: Mina futterte den ganzen Kuchen, Corva spielte mit dem Plastikkönig, Agrippina machte die Krone kaputt, und ich musste sie dann aufsetzen und wurde feierlich zu  „Crixus Rex“ gekrönt. Hat irgendwie Spass gemacht.



Seit ein paar Tagen stehen uns Holzplatten und Werkzeug im Weg. Mina will Mini-Fummelbretter basteln, die in der Wohnung verteilt werden, sodass wir tagsüber das Trockenfutter nicht nur erarbeiten, sondern erst noch suchen müssen. Wir sind gespannt darauf.

         

Ja Freunde, das war’s vorerst von mir. Wenn spätestens im Frühsommer neue heimatlose Mini-Gladiatoren hier Zuflucht finden, werdet Ihr in deren Tagebüchern sicher wieder von mir lesen, und ich werde mich auch auf das eine oder andere Foto schmuggeln – versprochen!
Ich freue mich sehr auf die Aufgabe, die Tanten im Training der Schützlinge zu unterstützen und werde mich vor allem für den Spassfaktor einsetzen und den Neuankömmlingen erst einmal die Scheu nehmen, wie damals bei Spartacus, da hatte ich gute Arbeit geleistet .

         
 
Zum Abschluss noch dies:
Obwohl Katzen nicht dazu neigen, ihre tief empfundene Dankbarkeit allzu offensichtlich auszudrücken, weil das irgendwie uncool wäre, ist mir sehr bewusst, dass mein Leben verdammt kurz hätte ausfallen können. Nachdem ich damals lange Zeit herum geirrt war, die Pfötchen rissig, die Ohren verkrustet, landete ich im Oktober geschwächt und von blutsaugenden Parasiten übersät irgendwo in irgendeinem Keller, wo ich schlichtweg zu verhungern drohte. Ruhmlos, namenlos und völlig unbemerkt.

Ich danke zuallererst dem mir leider unbekannten Menschen, dem stillen Helden, der mich fand und nicht wegsah, sondern mich umgehend ins Tierspital brachte. Danke all den Ärzten und Pflegern, die mich behandelten, obwohl ich nur ein Findling war, den niemand vermisste. Danke den Katzenhaus-Freunden, die mich aufnahmen und in allen Belangen unterstützten. Danke Mina, die sorgenvoll an meiner Seite blieb, als es mir dreckig ging, und unermüdlich Dose um Dose öffnete, damit ich bald ein ordentliches Kampfgewicht zulegen konnte. Danke Corva und Agrippina, dass sie mir meinen jugendlichen Übermut in 95% des Tages nachsehen, sodass ich hier bleiben darf. Herzliches Dankeschön !

Ich wünsche allen armen Büsis, überhaupt allen bedürftigen Tieren dieser Welt, dass sie eines Tages so viel Glück haben werden wie ich, dass sie auf Menschen treffen, die sich kümmern, die bereit sind, Zeit, Geld, Wissen und Mitgefühl aufzuwenden und zu investieren, um diese oft triste Welt ein Stückweit besser zu machen .

Herzliche Miaus,
Euer Crixus

         

         


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