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Freitag, 07. Juni 2013

Der Flug des Tigranes

Von virtuellekatzenhaus1, 22:38

Herzlich Willkommen zu den neuen Abenteuern der Opera Kitten, liebe Katzenfreunde!

Zuerst die positiven Nachrichten, denn in jeder guten Oper ist die Welt zunächst in Ordnung, bevor das Drama seinen Lauf nimmt. Am vergangenen Wochenende blieb es nicht beim Besuch der netten Dame, wie im letzten Tagebuch angekündigt, nein, es kamen gleich drei Paare zu Besuch, und jedem konnten wir die passende Inszenierung darbieten, sodass wir vom Fleck weg engagiert wurden – und nicht nur für eine Festspielsaison, sondern fürs ganze Leben! Ist das nicht super  ?!

Tigranes wird alleine losziehen, um sich mit einem uns fremden Künstler zusammenzutun und vor allem Freilichttheater machen. Er ist ein echter Hallodri, und wir sind alle froh, dass er sich bald draussen richtig austoben darf. Gleichwohl hat er manchmal nur eine grosse Klappe und Schiss, wenn es darauf ankommt. Heute zum Beispiel schob er den totalen Horror vor einer Plüschkuh! Die kleine Alzira hingegen stürzte sich sofort auf sie und tretelte wonnig schnurrend darauf herum .

Tosca und Alzira werden gemeinsam von einer erfahrenen Katzensopranistin unter die Fittiche genommen, und zu guter letzt sind da noch Ginevra und ich, Orfeo. Wir werden zu zweit ein Opernhaus mit einer eigenen, riesigen Open Air Bühne beziehen.

         

Soweit so gut, wir spielen und raufen, hüpfen und springen, klettern und purzeln den lieben langen Tag. Wenn nicht, sind wir entweder am Futtern oder am Schlafen. Alle – besonders unsere beiden Minis – haben ordentlich zugelegt. Obwohl Alzira nach wie vor auf ihre Extrakost beharrt, hat sie gestern die 900 Gramm-Marke geknackt und damit in nur zwei Wochen 350 Gramm zugenommen. Das Feld führt noch immer Tigranes mit mittlerweile stolzen 1330 Gramm an .

Nun kippt die Stimmung langsam. Lasst das Cello jammern, um zum dramatischen Teil überzuwechseln. Maestro, Grave, per favore.  Der Impftermin, der am Donnerstag hätte stattfinden sollen, musste abgesagt werden. Vorstellung beim Tierarzt gestrichen, sozusagen. Weil unser Durchfall nicht wirklich besser wurde und eine verdächtige Farbe hatte, brachte Mina eine Probe unserer gesammelten Werke zur Analyse, und leider befanden sich Giardien darin. Das sind hochansteckende, fiese Parasiten, die an unseren Gedärmen nagen  !

         

             

Das bedeutet widerliche Medikamente, die wir am liebsten einfach ausspucken würden (gelingt manchmal sogar) und umständliche Hygienemassnahmen. Mina ist nur noch am Putzen und Desinfizieren, kontrolliert unsere Hintern und Pfötchen, und wir dürfen nicht mehr ins Schlafzimmer. Weil Primadonna Agrippina und Intendantin Corva von den dummen Parasiten nicht betroffen sind – und es auch so bleiben soll –, sind wir nur noch zusammen, wenn Mina auch zu Hause ist, damit sie das Klo-Management überwachen kann. Das heisst, sie juckt bei jedem Scharrgeräusch auf und räumt grossflächig, damit die Tanten nicht versehentlich in die Sauce treten und sich dann beim Sauberlecken infizieren. Uns richtig unter Quarantäne zu stellen, bringt sie ja nicht übers Herz. Wir kommen gut damit zurecht, wenn nicht immer alle Räume zugänglich sind, Hauptsache, es bleibt Platz zum Spielen und Rennen, aber die Tanten gurkt das ganz schön an .

         

            

Bei dem schönen Wetter geniessen wir den Balkon in vollen Zügen. Doch seit gestern Abend dürfen wir ihn nur noch betreten, wenn ihn Mina im Blickfeld hat .

         

Wir sind die Opera Kitten, und viele gute Opern besingen tragische Helden. Das bringt uns zu folgendem Zwischenakt: Der Flug des Tigranes!
Kulisse: relaxte Abendstimmung, alle Katzen auf dem Balkon, Mina wandert telefonierend durch die Wohnung. Menschen unterstellen uns Katzen, dass wir nie hören wollen, wenn sie uns rufen. Sie selbst sind jedoch keinen Deut besser! Die arme Corva miaute ganz verzweifelt, während sie voll ausgestreckt in der rechten Ecke am Katzennetz stand und einerseits versuchte, Tigranes von einer dummen Idee anzubringen und andererseits, Mina auf die Not aufmerksam zu machen.

         

Tigranes hatte die oberste Ecke des Netzes schon erreicht und zwängte sich nun durch die Lücke zwischen Brett und Sonnenstore.
Im nächsten Moment flog ein Telefon durch die Luft, Mina hechtete zu uns auf den Balkon heraus und sprang in die obere Ecke, um wenigstens noch Tigranes‘ Schwanz zu erhaschen. Nun ist sie aber nur ein Mensch, und die haben bekanntlich eine eher bemitleidenswerte Sprungkraft. Sie hatte also keine Chance, ihn noch zu erwischen, und einen Atemzug später befand sich Tigranes auf der anderen Seite des Netzes und realisierte seine höchst missliche Lage. Anstatt den gleichen Weg zurück zu nehmen, gerät er in Panik und kraxelt auf der Suche nach einer Lücke dem Netz entlang nach links unten – in die ganz falsche Richtung. Mit der Kraft der Panik reisst Mina das Netz nach innen, doch Tigranes hat bereits die stabilen Verstrebungen passiert. Es bleibt nur der Versuch, das Netz möglichst straff und stabil zu halten, um ihm das Klettern und Festhalten zu erleichtern.
Schliesslich kam es, wie es kommen musste: Tigranes‘ Kräfte schwanden, er hatte Angst, ein Fehltritt  nur, und... Tigranes stürzte ab!
Er landete auf allen Vieren im Gras. Wie verwirrt er sich umsah, bekam Mina nicht mehr mit. Eine Sekunde lang dachte ich noch, sie würde gleich hinterher springen – ich meine, so hoch ist es nun auch wieder nicht, bloss ein Stockwerk – stattdessen flog sie förmlich die Treppen hinab, hinaus in den Garten  .

Tigranes hatte inzwischen Schutz unter dem untersten Balkon gesucht und sich da hingekauert. Dankbar liess er sich von Mina einsammeln. Beide zitterten vor Aufregung, und mit hämmernden Herzen mussten sie bei einer Nachbarin klingeln, da sich Mina in der Hektik ausgesperrt hatte. – Die zwei sind mir vielleicht Helden...

         

Zurück in der Wohnung: für Tigranes war die Welt wieder in Ordnung. Als wäre nichts gewesen, spielte und rannte er sofort wieder mit uns herum. Weil Mina das Netz zerrissen hatte, mussten wir den Rest des Abends drinnen bleiben .

Heute früh war es wieder repariert, und wir dürfen nun wieder draussen spielen und dösen. Unter strenger Aufsicht! So nachdenklich, wie Ginevra heute die geflickte Ecke betrachtete, wird sie wohl die nächste sein, die den gleichen Blödsinn wagt.

Nun, eindrückliche Opern-Dramen und -Tragödien hin oder her, in der Realität hätten wir doch alle lieber ein Happy End, deshalb drückt bitte die Daumen, dass wir diese dummen Parasiten bald los sind.

Liebe Miuuus,
Euer Orfeo, stets sauber und gesittet

            

         

         


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