Ouverture

Von virtuellekatzenhaus1, 31.05.2013, 22:17

Wir begrüssen euch, Freunde der Feliden
Vergnügliche Lektüre sei euch beschieden
Zur Vorstellungsrunde der Opera Kitten
Lassen wir uns nun nicht länger bitten


Wer sich über unseren Gruppennamen wundert, fuhr noch nie mit uns im Auto. Das ist die beste Gelegenheit, voller Inbrunst die schönsten Arien zu schmettern. Über das gewaltigste Stimmorgan verfügt die Kleinste: Alzira . Den längsten Atem jedoch hat Tosca, was sie am Samstag auf der Fahrt von unserem Geburtsort nach La Rocca unter Beweis stellte. Die erste halbe Stunde lang sangen wir alle durcheinander. Jeder wollte sein Repertoire zum Besten geben, und weil wir so aufgeregt waren, boten wir selbst Klagelieder im Fortissimo dar. Dann schliefen unsere Tenöre einfach ein, und bald auch ich. Beiläufig vernahm ich noch das Brummen des Motors, das Quietschen der Scheibenwischer, prasselnder Regen und gelegentlich einige Libretti meiner kleineren Schwestern.

         

         

Nach über einer Stunde kamen wir alle wohlbehalten an. Auch unsere Fahrerin verfügt noch über ein für Menschen typisch unzulängliches, aber funktionierendes Gehör. In einem gemütlichen Zimmer mit vielen Spielsachen und Kratzbäumen verliessen wir unsere Transportsänften, gingen gleich ohne jede Scheu auf Entdeckungstour und probierten die Klos aus. Wir sind sehr stolz darauf, dass uns auf dem langen Weg kein Malheur widerfahren ist.
Man bediente uns mit Futter, das den Jungs und mir sehr gut schmeckte. Alzira und Tosca sind diesbezüglich selbst für Operndiven allzu etepetete, doch dazu später  .

         

Ebenfalls am ersten Tag machten wir Bekanntschaft mit den Tanten dieses Opernhauses: Primadonna Agrippina schnupperte Orfeo von Kopf bis Schwänzchen ab, während er ganz relaxt stehen blieb. Dann zog sie wieder ab. Intendantin Corva mampfte einfach das Trockenfutter, das für uns gedacht war, und fauchte Tigranes dermassen an, dass er mitten in der Bewegung erstarrte, bis Mina ihn mit einem Spielmäuschen ablenkte. 

         

Corva musste das Zimmer verlassen, und damit wir uns erst einmal in Ruhe eingewöhnen konnten, uns aber nicht abgeschottet fühlten, wurde der Ausgang mit einer halbhohen Gittertür versperrt  .

Am Sonntag erklomm Tigranes problemlos diese Gittertür. Oben angelangt, wurde er von Mina gepflückt, da sie fürchtete, er könnte abstürzen. Sie ist dankbar, dass Tigranes das neue Türkonzept getestet und als unbrauchbar befunden hat. So kann sie sich bis zur nächsten Gruppe etwas Schlaueres einfallen lassen. Der Karton, der dem Gitter als Absperrung folgte, war lächerlich, und Tigranes konnte auch den Türstopper mühelos beiseite schieben. Habe ich nicht einen unheimlich cleveren Bruder? Ihm verdanken wir es, dass wir schon viel früher als geplant durch die ganze Wohnung wuseln durften. Nur nachts geht die Türe zu, und wir machen keinen Mucks mehr, bis es Intendantin Corva am nächsten Morgen gelungen ist, Mina aus den Federn zu scheuchen, was mitunter eine Stunde dauern kann. Erst, wenn wir sie vor unserer Türe herum schlurfen hören, melden wir uns und freuen uns darauf, wieder überall herum zu rennen und zu spielen und neue Schlafplätzchen zu finden

         

Wochentags sind wir jeweils morgens und nachmittags mit Corva und Agrippina alleine zu Hause, doch wir haben noch gar nichts Dummes angestellt. bzw. hat Mina davon nichts mitbekommen.

Den Balkon haben wir auch schon entdeckt, aber das Wetter ist nicht sehr angenehm, wir sind nur selten kurz draussen  .
Es könnte in diesem Zirkus – äh - Opernhaus alles so lustig und fidel sein, wären da nicht unser kollektiver Durchfall, der allerdings schon am Abklingen ist, sowie die Sorgen um Alzira. Die kleine Maus weigert sich seit bald einer Woche, Katzenfutter zu fressen. Sie und Tosca hatten vorher nur Muttermilch getrunken, und anfangs in La Rocca schüsselweise Kittenmilch. Der Tierarzt sagte, sie seien zu klein für ihr Alter und blass, da ihnen wichtige Nährstoffe fehlten. Um wenigstens diesen Mangel auszugleichen, erhalten die beiden ein Aufbaukonzentrat auf Milchbasis, das glücklicherweise gut angenommen wird, und zusammen mit püriertem Futter kam zumindest Tosca mittlerweile auf den Geschmack von Fleisch. Seit Donnerstagabend futtert sie das gleiche wie wir anderen. Nur Alzira kann hungrig zwischen 5 vollen Näpfen mit verschiedenem Nassfutter sitzen und Mina anpflaumen, bis sie ihren warmen Spezial-Milch-Shake über ein ganz bestimmtes Futter kriegt, ansonsten fastet sie lieber. Drückt uns die Daumen, dass sie bald Toscas Beispiel folgt.
In Sachen Temperament und Unternehmungslust steht Alzira aber keinem nach. Wenn sie erst mal was auf den Rippen hat, wird sie zur Diva und uns allen auf der Nase herumtanzen, da bin ich sicher. Genug Selbstbewusstsein hätte sie jedenfalls.


Der Hallodri unter uns ist eindeutig Tigranes. Einfach ein lustiger und sehr einfallsreicher Kerl, ständig auf der Suche nach Action. Am liebsten rauft er mit Orfeo, doch wenn der gerade nicht zur Verfügung steht, komme halt ich unter die Pranken. Er ist zwar viel stärker, aber ich bin flinker: wenn ich bei einer Verfolgungsjagd plötzlich einen Haken schlage, schiesst er an mir vorbei und knallt irgendwo gegen. Das ist total lustig.

Orfeo ist weniger offensiv und kann sich auch gut alleine beschäftigen. Manchmal sucht er sich seinen Schlafplatz abseits der Gruppe, um seine elegante Individualität zu unterstreichen. Auffällig ist sein sensationell weiches Fell, worauf er sehr stolz ist. Er verbringt jedenfalls viel Zeit mit Körperpflege und ist immer sauber, obwohl er sich auf dem Klo nicht viel geschickter verhält als wir anderen. Mina setzt manchmal unser kleines Ferkelchen Tosca zu ihm, damit sie effiziente Putzmethoden lernt.

         

Seit Tosca Fleisch frisst, nimmt sie schnell zu, hat einen dicken Bauch und deutlich mehr Ausdauer. Sie ist vor allem ein „Menschen-Höck“. Wo Mina auch sitzt und kniet, es dauert nur Sekunden, bis Tosca auf sie klettert. Am liebsten guckt sie von der Schulter aus zu, wenn Mina die Kistchen säubert. Tja, und ich? Ich bin die perfekte Mischung aus allem: zutraulich, aber nicht aufdringlich. Lebhaft, aber nicht wild. Mein Ziel ist es, genug Gewicht zuzulegen, damit ich nächste Woche zusammen mit den Jungs geimpft werden kann. Der Tierarzt meinte am Montag noch, ich sei auch zu klein und zu blass, wie die zwei Minis. Auch ich hatte vor dem Umzug fast ausschliesslich von Muttis Milchbar gelebt, aber schon am ersten Tag in La Rocca wusste ich das leckere Futter zu schätzen und schlage seither mächtig zu. Ich kann kaum an einem Napf vorbeigehen, ohne noch schnell einen Happen zu verputzen, obwohl ich eigentlich längst satt wäre. Ja, ich will unbedingt aufholen und zu den Grossen gehören  .

Mit herzlichem Miau,
Ginevra von den Opera Kitten

Demnächst auf dieser Bühne: der Besuch der netten Dame.

         

         

         


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